Geld 21.02.2013 (Archiv)
Wohnung kaufen oder mieten?
Vier von fünf Österreichern sind der Meinung: Finanziell günstiger ist es, Wohneigentum zu kaufen, als ein Leben lang Miete zu zahlen. Drei Viertel sehen Eigentum als gute Investition.Den Schritt zum Kauf einer Immobilie wagen die Österreicher durchschnittlich mit 30 Jahren.
Das entspricht genau dem europäischen Mittel. Die jüngsten Wohnungseigentümer sind die
Briten: Im Durchschnitt steigen sie mit 25 Jahren als Immobilieneigentümer ein. Europas
Spätzünder sind die Deutschen: Durchschnittlich 33 Jahre sind sie alt, wenn sie ihre erste
Immobilie erwerben (Daten: Ing DiBa/TNS 2012).
Auch wenn die Österreicher Wohneigentum für eine gute Sache halten, sind auch sehr viele
pessimistisch, ob es für sie tatsächlich erreichbar ist, es zu erwerben. Fast drei Viertel sind der
Meinung, dass es heute schwieriger ist, Eigentum zu kaufen, als noch vor 10 Jahren. Genau
so viele sind besorgt, ob sich junge Leute Eigentum überhaupt noch leisten können. Damit
sich der Traum von Wohnen im Eigentum vielleicht doch ausgeht, spart ein Viertel der 18- bis
24-Jährigen und 29% der 25- bis 34-Jährigen fürs Wohnen. Vier von fünf Österreichern sind
der Meinung, dass Häuser teuer sind.
Bereits jung mit Wohneigentum zu starten bringt zahlreiche Vorteile: Man spart unnötige
Mietkosten. Die Kreditlaufzeit kann länger sein. Man investiert Geld in Wohnen und hat es so
nicht für andere Konsumausgaben zur Verfügung. Die Nachteile sind natürlich auch zu
beachten: Frühe Bindung an einen Ort. Man weiß nicht, wie sich die Lage entwickeln wird.
Allerdings kann die Wohnung jederzeit wieder verkauft werden – vielleicht ohne großen
Verlust, unter Umständen sogar mit Gewinn. Die TNS-Umfrage hat außerdem ergeben, dass
Mieter in Österreich einen höheren Teil ihres Einkommens für das Wohnen reservieren
müssen als Hauseigentümer. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum sich Mieter oft so
schwer tun, neben der Mietenlast zeitgleich für eine eigene Immobilie zu sparen.
Einen Kompromiss kann die klassische Eigentumswohnung bieten. Hier gibt es auch
günstigere Modelle, die schon für junge Brieftaschen geeignet sein können. Statt der
regelmäßigen Miete zahlt man den Kredit zurück. So wird bereits in jungen Jahren Eigentum
aufgebaut. Sollte sich an der Lebenssituation etwas ändern, kann die Wohnung meist
problemlos verkauft werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Eckdaten der
Wohnung vorteilhaft sind. Lage, Verkehrsanbindung, Infrastruktur, Bausubstanz und Raumaufteilung sind nur einige Stichworte zum Glück.
Kauf statt Miete?
Auch mit dem Kaufen zuzuwarten hat positive Aspekte. Je mehr Eigenkapital zur Verfügung
steht, umso geringer ist die Kreditlast. Und umso bessere Konditionen können bei den Banken
erzielt werden. Die Zukunft lässt sich vielleicht bereits besser planen; es ist nicht mehr so viel
offen. Gleichzeitig allerdings wird in diesen Jahren des Wartens zur Miete gewohnt: Das heißt,
es fallen Kosten an, die keinen Gegenwert aufbauen. Am Ende des Tages ist kein Vermögen
da, aber die Ausgaben waren hoch.
Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase sprechen finanzielle Argumente für den Kauf einer
Immobilie und gegen reines Mieten. Klar zeigt das folgender Vergleich:
Bei einer Eigentumswohnung für 200.000 Euro mit Eigenmittel von 90.000 Euro und einem Kredit zu 130.000 Euro (Zinssatz 3,4%) liegen samt Wertsteigerung und Instandhaltung die monatlichen Kosten bei rund 585 Euro, rechnet die Ing DiBa vor. Vergleicht man die passende Kaltmiete von 700 Euro, 90.000 Eigenkapital (Anlage 2,5%) und jährliche Preissteigerungen von 1,5% liegt der Käufer vom Start weg vorne - und mit den Jahren steigen die Kosten des Mieters im Monat auf 1100 Euro an.
Nach 30 Jahren ist das Eigentumsobjekt entschuldet. Die Immobilie des Käufers ist nun
232.280 Euro wert. Der Mieter hat dagegen in 30 Jahren für seine Wohnung mehr als 315.000
Euro an den Vermieter überwiesen, ohne Eigentum aufzubauen. Parallel ist sein
Sparguthaben von 90.000 Euro auf knapp 189.000 Euro gestiegen.
30% Eigenkapital
Haken beim Immobilienerwerb ist für junge Leute aber oft der Eigenkapitalanteil, den
Kreditinstitute für die Finanzierung einer Immobilie verlangen. Derzeit sollten zumindest 30%
vorhanden sein, lieber noch mehr. Konkret hängt der tatsächliche Bedarf von den sonstigen
Sicherheiten ab. Ein sicherer Beruf mit einem geregelten Einkommen ist Banken sehr viel
wert, weshalb sie bei der Finanzierung durchaus großzügiger sind.
Wer bereits konkret mit dem Erwerb einer Immobilie liebäugelt, sollte sich aber nicht auf den
Kauf eines neuen Objekts versteifen. Second Hand-Wohnungen oder -Häuser sind oft
günstiger als komplette Neubauten. Auch Genossenschaften bieten attraktive Möglichkeiten,
die allerdings mit Wartezeiten verbunden sind.
Vor dem tatsächlichen Kauf eines Objektes sollten aber die zwei Kernfragen geklärt sein: Wie hoch darf die monatliche Belastung sein? Auf der sicheren Seite ist, wer nicht mehr
als ein Drittel seines monatlichen Einkommens verbraucht. Wie viel Eigenkapital ist verfügbar bzw. kann auf die Beine gestellt werden? Daraus lässt sich feststellen, wie hoch die Kreditsumme maximal sein sollte. Abzüglich der
Nebenkosten, die bei Eigentumserwerb anfallen, lässt sich das Preissegment der leistbaren
Immobilien so rasch einschränken.
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